Kelten Reenactment
Kelten Reenactment in Deutschland
Der blasse Morgennebel steigt aus einem Tal bei Naseby. Die Vögel rufen noch die frische Tagesluft hinaus und schrecken urplötzlich laut aus ihrem Gesang. Flatterhaftes, aufgeschrecktes Gezeter mischt sich mit dem lauten Musketenbeschuss der Linieninfanterien. Die Männer kreischen, johlen und verflüchtigen sich hinter dem aufwühlenden Qualm des gezündeten Schwarzpulvers und fallen wie der Staub in das noch frische feuchte Gras des aufsteigenden Tages. (Schlacht von Naseby: England 14. Juni 1645, Entscheidungsschlacht des englischen Bürgerkrieges)
Reenactment – Was ist das?
Das Reenactment, zu Deutsch Wiederaufführung oder Nachstellung, ist eine Neuinszenierung tatsächlich stattgefundener geschichtlicher Ereignisse. Dieser von dem englischen Philosophen und Historiker Robin George Collingwood geprägte Begriff ist Teil seiner Theorie der Historiografie, indem einschneidende Geschichtsereignisse vergangener Zeit für die Gegenwart erlebbar und erfahrbar gemacht werden sollen. Die Authentizität der darstellenden Handlungen ist somit die praktische Weiterführung einer oft schriftlich festgehaltenen Chronografie tatsächlich stattgefundener Ereignisse. Ziel dieses wissenschaftlichen Ansatzes ist, die Gedanken und Gefühle, der damals stattgefundenen Zeitgeschichte, so genau wie möglich wiederzubeleben und mitunter neu zu hinterfragen. Diese Form der Rekonstruktion versteht sich somit nicht nur als Abbild militärhistorischer Schlachten, um die prachtvolle Zurschaustellung von Kriegsmaterial und Kostüm, sondern als ein wissenschaftlicher Ansatz zum Verständnis damaliger Ereignisse.
Die Nachstellung geschichtlicher Ereignisse nähert sich der experimentellen Geschichtsforschung auf der Grundlage überlieferter Quellen und findet Ausdruck in der Living History, also der gelebten Geschichte, deren Aufgabe es ist, neben der Darstellung orts- und zeitgebundener Ereignisse, ebenfalls die Lebenswelt der Zeit widerzuspiegeln. Es erfolgt somit eine präzise Nachstellung des Wohn- und Arbeitslebens verschiedener Bevölkerungsschichten auf der Grundlage von Wohnraum, Gebrauchsgegenstand und Kleidung. Abzugrenzen ist diese gelebte Geschichte demnach von neumodernen Rollenspielen, deren Authentizität oft nur dem Spaß geschuldet ist. In diese Kategorie lassen sich ebenfalls zeitgenössische Mittelaltermärkte, Computerspiele und Themenparks einordnen.
Geschichte der Geschichtsnachstellung! Die bekanntesten Reenactments weltweit!
Die Nachstellung historischer Schlachten war im Römischen Reich weit verbreitet und ist somit wahrscheinlich von Theateraufführungen, wie sie schon aus der Frühzeit der Zivilisation bekannt sind, abzugrenzen, da sich hier tatsächliche Ereignisse mit theatralen Elementen und Fantasien in Form von Kulten, Sagen und Mythen oftmals überschneiden. Inwiefern sich also, die seit dem Mittelalter weitverbreiteten Passionsspiele, um die Leiden und den Tod Christi von einer Theatervorstellung abgrenzen lassen, bleibt dem Zuschauer überlassen. Tatsache ist, dass das Reenactment somit oft eine Gratwanderung darstellt, deren wissenschaftliche Geschichtsvermittlung zum Teil kritisch betrachtet und hinterfragt werden muss.
Zu einem der weltweit bekanntesten und größten nachgestellten Geschichtsereignisse weltweit zählt die Schlacht bei Austerlitz auf dem Pratzeberg zwischen Brünn und Austerlitz in Mähren. Die Nachstellung zeigt die bekannteste Schlacht der Napoleonischen Kriege zwischen dem französischen Kaiser Napoleon I. sowie der Allianz österreichisch/russischer Truppen unter Kaiser Franz II. und dem Zar Alexander I. Geschichtlich von ähnlicher Tragweite und weltweit bekannt ist die Schlacht bei Waterloo, die von mehr als 1000 Akteuren im gleichnamigen Ort in Belgien nachgestellt wird. Die Schlacht zwischen den alliierten Truppen unter Führung des englischen Generals Wellington und dem preußischen Feldmarschall Blücher beendete die französische Vorherrschaft in Europa unter Napoleon.
Die Kelten - das Volk der Eisenzeit!
Die erste Erwähnung und Lokalisierung der Kelten aus heutiger Sicht fand circa 800 v. Chr. mit der Hallstattkultur in Mitteleuropa statt, deren Ausdehnung von Slowenien bis nach Ostfrankreich reichte. Den Begriff Kelten prägten jedoch griechische und römische Geschichtsschreiber, wie Herodot und selbst Caesar. Sie prägten den Namen Gallier und dessen indogermanische Wurzeln in Form von, die Starken oder Mächtigen. Da es sich bei den Kelten um lose Stammesgruppen handelt, die Schriftliches weitestgehend ablehnten und ihre Traditionen mündlich weitergaben, kann die Zuordnung keltischer Gruppen nur auf archäologische Funde sowie sprachwissenschaftliche Zusammengehörigkeit rückdatiert werden.
Die größte keltische Ausbreitung reichte circa 275 v. Chr. vom Süden Englands über Frankreich bis nach Italien und selbst der Türkei. Wandernde Stammesgruppen strömten auf der Suche nach ertragreicheren Landen in ganz Europa aus, um für sich und die seinen ein besseres Leben zu finden. Neben ihrer kriegerischen Stärke waren die Kelten vor allem hervorragende Handwerkskünstler, wie archäologische Funde beweisen. Ihren Glauben nach waren die Kelten sehr abergläubisch, die ihre soziale und politische Struktur durch eine religiöse Struktur, der Priesterschaft der Druiden verband und festigte. Die Kelten waren demnach tief religiös in der Verehrung vieler heidnischer Gottheiten.
Reenactment Vereine in Deutschland
Verein „berwelf“: zeigt Berlin um 1300 und vertritt das Ziel, das Berliner Bürgertum um 1300 nachzustellen. Bildliche und schriftliche Quellen sowie Funde dienen als Vorlagen.
Verein „COH I GERM“: für Cohors I Germanorum stellt das Leben einer römischen Hilfstruppeneinheit im 1. Jahrhundert n. Chr. nach, indem Fundstücke rekonstruiert werden.
Verein „Communitas Monacensis“: befasst sich mit dem Leben des 12. bis 14. Jahrhunderts im Abendland.
Verein „Conciliatores Pacis“: beschäftigt sich mit den Normannen, also den Menschen nordischer Länder im Mittelalter.
Verein „Die Gaffel Himmelreich“: stellt das alltägliche Leben von Bürger, Händlern und Handwerkern in Köln um 1475 nach.
Verein „Die Landsknechtsrotte“: belebt Landsknechte aufs Neue.
Verein „Domini Francorum - Die Herren der Franken“: spielt eine Tafelrunde höfischer Kultur zur Blütezeit des Hochmittelalters im fränkischen Raum.
Verein „Equites Normanorum“: beschäftigt sich mit dem Leben der Normannen zum Ende des 12. Jahrhunderts.
Interessengemeinschaft „Furor Normannicus IG“: spielt das Leben und die Ausrüstung einer normannischen Reisegruppe Ende des 12. Jahrhunderts nach.
Verein „Herbularius“: zeichnet das mittelalterliche Leben in der Zeit zwischen 1100 - 1350 in Form zweier Ritter und dazugehöriger Begleitung, wie Knappen und Gesinde nach.
Die „Historische Darstellungsgruppe München e.V.“: fühlt sich keiner Zeit verbunden und stellt sowohl das Spätmittelalter als auch den Amerikanischen Bürgerkrieg u.v.m. nach.
Verein „I. ROEMERCOHORTE OPLADEN e. V“: widmet sich dem römischen Militär und dessen Ausrüstung zwischen 1. Jahrhundert und 2. Jahrhundert n. Chr.
Interessengemeinschaft „Wolf e.V.“: Nachempfindung des hohen Mittelalters.
Interessengemeinschaft „Menschen im Mittelalter“: bietet Besuchern Einblick in den Alltag des 14. Jahrhunderts.
Gruppierung „Keltentruppe CARNYX“: macht die Keltenzeit durch archäologische Rekonstruktionen erfahrbar.
Gemeinschaft „Löwenlanze“: stellt Lagerleben des 13. Jahrhunderts nach.
Verein „Media Aetas e.V.“: widmet sich der Darstellung und Erhaltung des Mittelalters auf Märkten, mittelalterlichen und historischen Festen.
Gruppe „Das erste Nürnberger Aufgebot 1474“: nutzen historische Museumsstücke und Nachbauten zur Darstellung des Mittelalters in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Verein "Die Recken zur Porta e.V.": pflegen die Sitten und Gebräuche des Mittelalters.
Verein „Thüringer Ritterorden - Die Ritter des Löwen e. V.“: stellen eine fahrende Rittergruppe des 12.-13. Jahrhunderts dar und dies vor allem auf Burgfesten und Märkten.
Interessengemeinschaft „Treveromagos – das Keltenteam“: beschäftigt sich mit vorgeschichtlichem Handwerk und experimenteller Archäologie.
Geschichte der Kelten
Keltische Einflüsse haben die europäische Kultur nachhaltig geprägt. Mehr als 400 verschiedene Stämme wurden zu den Kelten gezählt, nicht alle sind namentlich bekannt. Schriftliche Überlieferungen gibt es kaum, dennoch ist die keltische Kultur bis heute allgegenwärtig.
Kelten in Film und Fernsehen
Die Sagenwelt des Keltenreichs liefert unendlich viel Stoff für Abenteuer- oder Fantasyfilme, aber auch für anschauliche und informative Dokumentationen. Die oftmals dunklen und rätselhaften keltischen Mythen inspirieren bis heute viele Autoren und haben zu zahlreichen spannenden Verfilmungen geführt.
Technik und Handel
Keltische Technik ebenso wie keltischer Handel hinkten häufig hinter dem Stand anderer Völker hinterher. Doch wenn sie sich eine neue Technik erst einmal angeeignet hatten, dann erwiesen sich die Kelten in kürzester Zeit als Meister ihrer neu entdeckten Kunst.
Ogham aus Irland
Die Ogham Steine, diese Runensteine aus Irland, beschäftigen die Menschen schon lange und heute mehr denn je. Bei Ogham handelt es sich um ein Schriftsystem aus Irland, das der Legende zufolge auf den Gott Ogma, der aus dem Göttervolk der Túatha Dé Danann stammte, zurückgeht.
Keltische Ausgrabungen
Da die Kelten keine schriftlichen Dokumente ihrer Kultur hinterließen, liegt auch heute noch vieles über deren Gewohnheiten und Lebensweise im Dunklen. Wertvoller Lieferanten von Informationen zum Leben der Kelten liefern Ausgrabungsstätten in ganz Europa.
Gesellschaft der Kelten
Die Kelten waren ein Volk, das uns auch heute noch interessiert und fasziniert. Im Grunde waren sie jedoch gar kein einheitliches Volk, sondern eher einzelne Stämme, die durch eine gemeinsame Kultur irgendwie miteinander verbunden waren.